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Inhalt: Zeit: Geographie
372
Amerika.
Domadores zu ihrer Bändigung geschritten, indem man sie mit dem
Lazo einsangt, ihnen ein Gebiß ins Maul legt, und sie sattelt, worauf
der Domador sich mit seinen ungeheuren Sporen auf den Rücken
des Pferdes schwingt, das dann einige mannshohe Sprünge macht
und in gerader Linie über die Ebene hinfliegt, indem es über jeden
ihm im Wege liegenden Gegenstand wegsetzt; allein vergebens sucht
es sich von seinem Reiter zu befreien, wiewohl es bäumt, hinten und
vorn ausfchlägt und sich walzt. Endlich nach Verlauf von 4 oder
b Tagen wird das Thier als gebändigt und zum Dienst tauglich er-
achtet, obschon ein solches noch wenige Europäer zu reiten im Stande
seyn möchten. Endlich wird es ganz zahm. Eine der Haupteigen-
schaften, welche man in diesen Gegenden an dem Pferde-schatzt, besteht
darin, mitten im schnellsten Fluge inne zu halten und stehen zu blei-
den, was nicht geschehen kann, ohne daß das ganze Gewicht des
Thieres einen Augenblick auf den Hinterfüßen ruht, wodurch diese sehr
schwach werden, was auch der gewöhnliche Fehler dieser Pferde ist. —
Auf die Schafe verwendet man in den Pampas nicht die mindeste
Sorgfalt. Sie dienen eigentlich nur zur Nahrung, da ihre ohnehin
grobe Wolle sich auf der Weide mit den Stacheln der Disteln an-
füllt und in diesem Zustande und ungewaschen, im Handel nicht
abgesetzt werden kann.
Um die einem Estanciero gehörigen Stücke Vieh zu erkennen,
hat jeder sein eigenes Zeichen, das er auf der Polizei anzeigen und
eintragen lassen muß. Man brennt dergleichen Zeichen dem Thiere
' mit glühendem Eisen auf die Haut, und verlauft der Eigenthümer
eins, so setzt er ein zweites Zeichen neben das erste und der Käufer
fügt das seinige bei. Jedermann hat das Recht, ein Thier, das sein
Zeichen tragt, überall wo er es findet, ohne alle weitere Umstande sich
zuzueignen. Die Polizei halt auch über die zum Verkauf nach der
Stadt gebrachten Haute strenge Aufsicht; das Zeichen laßt stets so-
gleich den ursprünglichen Eigenthümer erkennen, und jeder verdächtige
Mensch, der Haute zu Markt bringt, die ein fremdes Zeichen tragen,
ist gehalten, sich auszuweisen, wie er in ihren Besitz gekommen ist.
Dies Gesetz wird mit der größten Strenge gehandhabt, da der per-
sönliche Vortheil eines jeden dabei ins Spiel kommt und gewisser-
maßen auf gewissenhafter Beobachtung desselben die Wohlfahrt des
Staates beruht.
Das Zeichen wird dem jungen nachgewachsenen Vieh alle Jahre
im Herbste, nämlich in den Monaten April oder Mai eingebrannt,
was man die Hierra (von Hierro, Eisen) nennt, die dann auf
den Estancias mit einer Reihe von festlichen Gelagen verbunden ist.
Der Estanciero ladet seine Freunde dazu ein, und die Hirten eilen
von allen Seiten herbei, um ihre Dienste anzubieten und Theil an
den Vergnügungen zu nehmen. Mehrere Tage lang wird geschmaust
und getanzt, tmb Pferderennen und andere Belustigungen jeder Art
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Patagonien.
401
Wenn die Pehuenchen zum Fechten genöthigt sind, so. fehlt es
ihnen nicht an Muth. Ihr Angriff ist schnell und wüthend, aber
auch im Augenblick vorüber, wenn ihnen kalter Widerstand geleistet
wird, und einmal zurückgeschlagen, kehren sie nicht wieder um. Sie
werfen, bevor sie angreifen, die wenige Kleidung ab und steigen so
zu Pferde, Arme und Gesicht mit frischem Pferdeblut bestrichen. Nie
fechten sie zu Fuße und sie führen keine andern Waffen als die
Lanze, welche aus einem 18 F. langen Rohr besteht und mit der
kunstreich daran befestigten kupfernen Spitze in der Hand' des Pe-
huenchen eine sehr furchtbare Waffe ist. Wenn das Signal zum
Angriff gegeben wird, werden die langen losey Haare noch vorn über
das Gesicht geworfen, und alles stürzt, über den Hals des galoppirenden
Pferdes gelehnt und die schwankende Lanze unter dem Arme, brüllend
auf den Feind los, der verloren ist, wenn ihn beim Anblick dieser wü-
thenden Schaar seine Kaltblütigkeit verlaßt. Im Fliehen sucht sich
der Pehuenche durch seine Reitkunst zu retten. Verfolgend ist er
nicht minder furchtbar, denn was ec mit der Lanze nicht erreicht, das
trifft der sichere Wurf der Bolas.
Im . Frieden sind sie gastfrei gegen Fremde und gewahren ihren
Handelsfreunden stets die beste Aufnahme. So rechtlich sie sich aber
gegen diese benehmen, so wenig glauben sie dem nicht Empfohlenen
Rücksichten schuldig zu seyn, und halten Räuberei gegen den Unbe-
kannten, die oft mit Mord verknüpft ist, für ehrenvoll. Im Handel
sind sie ehrlich und mißbilligen feigen Diebstahl und Betrug.
Auf Bezeigung gegenseitiger Achtung halten sie sehr viel. Ihr
Gruß besteht in dem Worte marimari. Ein ansehnlicher Wein-
überfluß verschaffte Poppig die Besuche der Kaziken fast allzu oft, wo-'
bei sie jedesmal lange Anreden an ihn hielten. Der gemeine Pe-
huenche giebt zum Gruß die Hand, und nur der Kazike umarmt den
Fremden. Das Umarmen geschieht mit der kräftigsten Anstrengung;
je warmer die Zuneigung, desto unerträglicher ist das Drücken, und
wer das Unglück hat, für eine wichtige Person zu gelten, oder sehr
beliebt zu seyn, kann darauf rechnen, daß nach mehrfachen Begrü-
ßungen dieser Art ihm kaum der Athem bleiben dürfte, um für die
erhaltene Höflichkeit angemessen zu danken. Bei der Umarmung wen-
det man den Kopf dreimal, blickt bald über die rechte, bald über die
linke Schulter seines Freundes und ruft jedesmal mari.
Bei aller Aufmerksamkeit war es Poppig nicht gelungen, Spu-
ren eines religiösen Kultus bei den Pehuenchen zu entdecken. Alle
Indianer dieser Gegenden glauben jedoch an eine Fortdauer der Seele
und an einen glücklichern Wohnort nach dem Tode, den sie in dem
Maße ausschmücken, wie sich ihre Phantasie das größte Glück und die
höchsten Genüsse ausmahlt. Was der Verstorbene zu seiner weitern
Lebensreise nöthig haben möchte, sein Reitzeug, seine Lanze und die
nährenden Samen der Araucaria legt man ihm in sein Grab. Dem
Cannabich's Hülföbuch. Iii. Band. 26
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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414
Amerika.
Leckerbissen. Alles was ihnen Cordova von Fett, Lichttalg und Un-
schlitt darbot, schien ihrem Gaumen zu behagen, Brod und Baumöl
dagegen schmeckte ihnen durchaus nicht, und eben so wenig ließen sie
sich bewegen, Wein zu trinken. Auch essen sie viele wilde Früchte
einiger Sträucher und verschiedene Wurzeln, welche sie rösten. Ihre
Hunde, denen sie zugethan sind und die in der innigsten Gemeinschaft
mit ihnen leben, nähren sich ebenfalls hauptsächlich von Schalthieren,
Fischen und Kräutern, haben auf den ersten Anblick viele Ähnlichkeit
mit einem Fuchse und sind sehr wild und den Hunden der Eskimos
nicht unähnlich. Die große Menge von Hunden, welche die Feuer-
länder stets um sich haben, läßt vermuthen, daß sie sich derselben zur
Jagd bedienen.
Die Weiber sind die unterthänigsten Sklavinnen der Männer
und haben die meisten Arbeiten zu verrichten. Ihr Geschäft ist es,
die nöthigen Muscheln, Früchte und Kräuter für den Unterhalt der
Bewohner ihrer Hütte zu sammeln, wie auch für den täglichen Be-
darf an Wasser und Feuerung zu sorgen, das Kanot trocken und
rein zu halten, weshalb man sie oft bis zur Mitte des Leibes im
Wasser stehen sieht; überdies liegt ihnen auch noch die Handhabung
der Ruder, so wie die Sorge für ihre Kinder ob, welche letztere Pflicht
sie mit der größten mütterlichen Sorgfalt erfüllen. Die Männer, weit
entfernt, ihnen in ihren beschwerlichen Arbeiten beizustehen, widmen
sich ausschließlich der Erbauung der Hütten und Kanots, der Verfer-
tigung von Waffen, dem Jagen und Fischen. Diese ihre Arbeiten
sind aber weder so hart, noch so anhaltend, wie die der armen Wei-
der, und man sieht sie den größten Theil des Tages in ihrer Lieb-
lingsstellung auf den Knieen um das in der Mitte der Hütte lodernde
Feuer sitzen oder längs des Strandes ausgestreckt, während die Wei-
der, ihren Geschäften nachgehend, keinen Augenblick der Ruhe pfle-
gen können.
Die Waffen der Feuerlander sind Bogen, Pfeile und Lanzen.
Erstere sind gewöhnlich 3£ F. lang, von weichem aber festem Holze
geschnitten und mit einer aus Fischdärmen gedrehten Sehne versehen;
die Pfeile von hartem Holz und schön geglättet, 2—3 F. lang und
an dem einem Ende mit zwei kleinen Federbüscheln und an dem an-
dern Ende mit einem herzförmig abgeschnittenen, sehr spitzigen Kiesel-
stein versehen, der oben in einer Spalte befestigt wird. Cordova sah
sie im Gebrauch dieser Waffe viele Geschicklichkeit zeigen und war
Augenzeuge, wie sie damit nach einem Baume schossen und nicht ein
einziges Mal das Ziel verfehlten. Nach den Beobachtungen der Brit-
ten aber schienen sie im Gebrauch der Bogen und Pfeile weniger ge-
schickt zu seyn, hingegen sahen sie dieselben sich der Lanze mit vieler
Gewandtheit bedienen, sie mit Kraft aus weiter Ferne werfen und ihr
Ziel selten verfehlen. Auch Weddell versichert, daß sie mit diesen
Wurfspießen fast alles erlegen, was sie verfolgen, indem sie diese
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Feu erland.
415
ohngefähr in der Mitte anfassen und mit dem rechten Auge zielen.
Der hölzerne, 10 F. lange Schaft derfelben ist gerade und glatt gear-
beitet; die Spitzen sind von harten Knochen, etwa 7 Zoll lang, scharf
gespitzt und auf der einen Seite 4 F. von der Spitze mit einem Wider-
haken versehen; eine andere Art ist längs der ganzen Seite mit scharfen
Widerhaken besetzt. Auch haben die Feuerlander Schleudern, um
Steine damit zu werfen, welche aus Robben- oder Fischotterfellen
gemacht und von der gewöhnlichen Europäischen Form sind. Die
Riemen daran sind nett aus kleinen Därmen geflochten und haben
am Ende sehr geschickt gemachte Knoten. Außerdem sah Weddel!
noch eine andere Art Waffe bei den Feuerlandern an den südlichen
Küsten, bestehend in einem zugespitzten Kieselsteine, welcher in einem
9 Zoll langen Handgriffe befestigt war. Vermuthlich war es eine
Art Dolch. Die Geschicklichkeit und Gewandtheit, womit die Feuer-
länder ihre verschiedenen Waffen handhaben, so wie die an vielen unter
ihnen sichtbaren Narben bewiesen deutlich, daß sie auch zuweilen Krieg
unter sich führen, doch leben sie keinesweges in ewiger Fehde mit
einander, wie einige Reisende behaupten, sondern nur zuweilen bricht
Streit unter ihnen aus, wird aber jederzeit bald wieder unterdrückt.
Sowohl die Waffen und die Kanots, als auch verschiedene andere
Arbeiten beweisen, daß die Feuerländer nicht ungeschickt sind. Wed-
dell insbesondere rühmt ihre Halsbänder und Körbe. Erstere waren
sehr geschickt aus kleinen, kegelförmigen, mit dem schönsten Email
(Schmelz) überzogenen Muscheln gemacht. Bei der Öffnung waren
sie durchbohrt und so eine neben der andern an eine aus Därmen
gemachte Schnur gereihet, welche, obschon nicht stärker als eine dünne
Peitschenschnur, dennoch aus 5 Riemen zusammengeflochten war, und
zwar so nett und kunstreich, daß man nicht begreifen konnte, wie sich
dergleichen mit der Hand habe machen lassen. Die Körbe waren aus
starkem Grase und ebenfalls sehr geschickt geflochten; zwischen die der
Länge nach gehenden Halme waren die Blätter der Quere nach ein-
gewebt, oben hatten sie einen Griff.
Die Sprache der Feuerländer ist schwer und kommt ausschließlich
aus der Kehle, so daß ein und dasselbe Wort, von verschiedenen In-
dividuen ausgesprochen, niemals ganz gleich klingt. Cordova und sei-
nen Spaniern gelang es nicht, irgend etwas aus ihrem Munde zu
verstehen oder nur ihre Laute nachzusprechen, dagegen sie alles, was
sie die Spanier sprechen hörten, mit Leichtigkeit wiederholten. Ein
Lieblingswort, sagt Cordova, was sie beständig im Munde führten,
war Pescheri, welches die Spanier sich für gleichbedeutend mit
„Freund" verdolmetschten. Die Worte, welche die Britten King und
Stokes während ihres Aufenthalts bei den Feuerländern am häufig-
sten von ihnen hörten, waren Schern und Petit. „Schiff oder
Fahrzeug und Kind." Sonderbar genug sprachen sie das letzte Wort
genau so aus, wie dies im Französischen geschieht. Übrigens besitzen
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512
Australien.
übles Wetter temporäre Hütten aus übergebogenen im Halbkreise in
di«e Erde gesteckten Zweigen; auch verschmähen sie es nicht in solchen
Fallen zu hohlen Bäumen und Felshöhlen ihre Zuflucht zu nehmen,
ja. manche Stämme scheinen sogar in Felshöhlen zu leben.
An Gerätbschaften haben sie Äxte von einem geschärften Stein,
sagenartige Messer von Holz, woran scharfe Quarzstücke befestigt sind,
hölzerne Spaten zum Ausgraben der Wurzeln, Gefäße aus Rinde,
Blättern, Rohr rc. oder Muscheln, hölzerne Schüsseln, Matten, Fisch-
netze, welche letztere mit Sorgfalt und Geschicklichkeit verfertigt sind.
Kähne fehlen in vielen Küstengegenden ganz, und wo man dergleichen
hat. sind sie kunstlos und roh. Am meisten besitzen die Küstenbe-
wohner von Ostneuholland Kähne; die größten und besten verfertigen
die an der Nordostküste wohnenden Neuholländer. Fischerei ist eine
Hauptbeschäftigung derselben, selbst an den Küsten, wo ihnen die
Fahrzeuge fehlen. Nicht minder betreiben sie die Jagd, wozu sie ihre
halbgezahmten Hunde gebrauchen. Unter ihren Waffen ist die haupt-
sächlichste der Speer, der keinem Volksstamme fehlt. Diese gefährliche
Waffe ist 12 F. lang und wird mittelst eines eigenen Instruments,
den die Kolonisten Wurfstock nennen, geworfen. Im Gebrauche des
Speers sind die Neuholländer übrigens sehr geschickt, indem sie von
Kindheit auf sich darin üben, und sie werfen ihn mit großer Kraft
und Genauigkeit. Andere Waffen sind der Bumerang ein 2 bis
3 F. langes Holz, das gleichfalls geworfen wird, und die Keule. Bo-
gen und Pfeile scheinen ihnen aber ganz zu fehlen. Kriege sind
unter ihnen häufig.
So roh auch die Neuholländer noch sind, so haben sie doch ei-
nige religiöse Vorstellungen, und glauben an einen guten und an
einen bösen Geist. Nach Cunningham heißt jener Koyan und die-
ser Petoyan. Eben so haben sie einige Vorstellungen von einem
zukünftigen Leben und eine Art von Priesterthum. In Ostneuholland
heißen diese Priester Karraji, sind sehr geachtet und ihr Amt scheint
öfter erblich zu seyn. In schwierigen Fällen ertheilen sie Rath, heilen
Wunden und Krankheiten und sagen die Zukunft vorher. Am Kö-
niggeorgsunde giebt es ebenfalls solche Priester, welche Mulgarra-
dock heißen und in mehrere Grade zerfallen; sie sind hier hoch geach-
tet und gelten für Zauberer, die Gewitter, Regen und Krankheiten
erzeugen und vertreiben können. Jährlich wird auf einem ebenen, von
Gras gereinigten Platze eine Art religiöses Fest gefeiert, und der
Hauptzweck dabei scheint das Ausschlagen der Vorderzähne bei den
Knaben zu seyn, wodurch diese zu allen Vorrechten der Männer ge-
langen. Ihre Todten werden theils begraben, theils verbrannt, wobei
man gewisse Ceremonien beobachtet. Das Verbrennen geschieht auf
kleinen Scheiterhaufen, auf die man außer der Leiche, die Waffen und
Geräthe des Todten legt, die auch den Begrabenen in das Grab mit-
gegeben werden. Im Innern Neuhollands fanden die Reisenden
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Neuguinea.
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cher und rund um das Kinn sie sich das Gesicht mit einer rothen
Farbe beschmieren. Die Ohrlappen sind durchstochen und über einen
Zoll lang, weil sie dicke Stabe und Knochen als Ringe darin tragen.
Ihr pechschwarzes Haupthaar ist lang gekräuselt; die meisten tragen
es auf dem Scheitel in einen Schopf gebunden, andere am Hinter-
haupts gepflochten. Der Wart ist kurz und kraus. Sie gehen ganz
nackt, und bloß den Unterleib verhüllt. Außerdem tragen sie Arm-
bänder von Rohr und Halsbänder von Stricken geflochten. Durch
die Geschenke, welche ihnen die Holländer gaben, wurden sie so zu-
traulich, daß einige sogar in ihre Schaluppe stiegen. Ja, die Freund-
schaft ging so weit, daß sie mit den sittenlosesten Geberden die Hol-
länder einluden, ans Land zu kommen und ihre Frauen zu besuchen.
Auf ihre Weigerung holten sie eine alte Frau und eine von mittlerm
Alter, die ebenfalls alles anwandten, um die Holländer zu einem Be-
suche einzuladen. Man sing einen Tauschhandel an; doch nicht lan-
ge dauerte das friedliche Benehmen, denn man bemerkte spater, daß
sie, da sie sich nicht beobachtet glaubten, die Schaluppe ans Land
zu ziehen versuchten; ja einer derselben, den ein Holländer eben n.it
einer Korallenschnur geschmückt hatte, schoß einen Pfeil auf diesen ab
und verwundete ihn. Eine Musketensalve jagte die Wilden in die
Flucht, wobei sie aber doch zwei Holländer verwundeten. Am folgen-
den Tage, nachdem dies vorgefallen war, kamen einige Bewaffnete
an den Strand und tanzten; spater erschien eine Menge Frauen und
Kinder mit Vaumzweigen in den Handen und lud die Holländer
ii.it lautem Geschrei ein, ans Land zu kommen. In einer andern
Gegend kamen die Holländer abermal mit den Eingebornen in Be-
rührung, welche an sie ihre Pfeile, Bogen, Lanzen, Keulen und Zie-
rathen vertauschten. Selbst einer ihrer Häuptlinge kam an Bord und
benahm sich freundschaftlich; ja man zeigte sich bereitwillig, den Hol-
ländern beim Fällen der Bäume zu helfen und wetteiferte ihnen die
Plätze anzuweisen, die ihnen am besten anstehen dürften und selbst
einige ihrer Häuptlinge gingen mit ihnen als Wegweiser. Die Ein-
gebornen, mit denen die Holländer in der Gegend, wo das Fort er-
baut wurde, zusammentrafen, waren von dunkelbrauner Farbe und lit-
ten an einer ekelhaften Hautkrankheit. An den Armen und Beinen
trugen sie Bänder und Ringe von wilden Schweinszähnen zusammen-
gesetzt; einige hatten auch um den Hals Kocallenschnüre. Die Klei-
dung der meisten bestand aus Baumbast, und die Vornehmern waren
alle mehr oder minder anständig gekleidet. Den Tabak und Brannt-
wein lieben sie sehr. Ihre Waffen waren Bogen, Pfeile, Lanzen,
hübsch geschnitzte Keulen und. Beile, die aus einem Stock bestehen,
woran sich ein scharfer Stein befindet. Ihre Wohnungen sah man
aus Bambus und großen Baumblättern gebaut und auf Pfählen oder
Steinen vom Boden erhöht. Ihre Fahrzeuge, zum Theil mit einem
Dache von Bambus und Vaumblättern bedeckt, wo man Matten,
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Louisiabe.
525
glaubte, indem er 1769 in der Nahe dieser Inseln schiffte, und wo-
nach D'entrecasteaux 1793 den Archipel benannte, denn dieser
erst ist als der eigentliche Entdecker der einzelnen Inseln der Gruppe
anzusehen, wahrend Bougainviue sie zwar schon früher gesehen und
geahnt hat, daß die vor ihm im S. O. Neuguineas belegene Küste
ein eignes Land ausmache. Seitdem D'entrecasteaux die insularische
Natur dieses vermeinten Landes dacgethan und die gefundenen Inseln
als einen eigenen Archipel in die Karten eingetragen hat, sind sie
wenig von neuern Seefahrern, (z. B. von Dumont d'urville, der
1827 hierher kam) besucht worden, so daß man hier noch nicht ein-
mal weiß, wo hier die Küsten Neuguineas endigen und der Archipel
anfange. Auch sind überhaupt diese Inseln, welche sämmtlich klein
zu seyn scheinen, nur vom Schiffe aus gesehen worden; kein Euro-
päisches Schiff hat je auf denselben gelandet; daher ist unsre Kennt-
niß dieser Inselgruppe noch sehr unvollständig. Sie erscheinen durch-
aus hoch und gebirgig und der Boden, das Klima und die Produkte
sind muthmaßlich dieselben wie in Neuguinea, von dem sie in der
Urzeit wahrscheinlich durch eine mächtige Naturrevolution, welche die
südöstliche, Küste Neuguineas in dergleichen Stücke zertrümmerte, ge-
trennt worden sind. Dem Ansehen nach sind diese Inseln gut bevöl-
kert und ihre Bewohner gehören zu den insularischen Negritos Austra-
liens oder zu den Papuas. Sie gehen völlig nackt, und nur ein
Blatt bedeckt die Mitte des Leibes. Man hat bei ihnen von Waffen
lange Hassagaien oder Lanzen und Schilde und an Gerathschasten l^xte
von Serpentinstein bemerkt. Auf ihre Piroguen oder Fahrzeuge ver-
wenden sie viele Sorgfalt und verzieren sie künstlich mit Schnitzwerk
und Malerei. Die größer« sind 50 F. lang, fassen wohl 25 Mann
und führen 2 Masten und Steuerruder.. Ihre zahlreich am Ufer
stehenden Wohnungen sind von verschiedener Form, aber sehr male-
risch unter Bäumen und in unmuthigen Hainen angebracht. Gegen
die Europäer zeigten sich die Einwohner sehr mißtrauisch und geneigt
zum Stehlen. Außer Bataten, Jgnamen und Pisangs, die sie auf
das Schiff warfen, boten sie nichts zum Tauschhandel an. Aus ei-
nigen Anzeigen glaubte D'entrecasteaux sie für Menschenfresser hal-
ten zu müssen.
Die Admiralitäts-Inseln.
Der erste Entdecker dieser Gruppe war der Holländer Schau-
ten, welcher mit le Maire 1615—1617, im Aufträge einer Ge-
sellschaft Holländischer Kaufleute, eine Reise um die Welt machte,
und dieser Inselgruppe den Namen der fünf und zwanzig In-
seln gab. Sie besteht aus einer größern und vielen kleinern. Die
größere fand Carteret 1767 wieder und gab ihr den Namen der
Admiralitats - Insel. Nach ihm entdeckte der Franzose Bougainville
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Inhalt: Zeit: Geographie
528
Australien.
deckungen machte, gab der ganzen Inselgruppe den Namen Neu-
georgien, welche schon vorher Surville die Arsaciden genannt
hatte, weil auf einer dieser Inseln seine Gefährten von den Eingebor-
nen feindlich überfallen worden waren. Später endlich ward es of-
fenbar, daß alle diese Inseln, welche diese Seefahrer für ihre Ent-
deckungen hielten, sämmtlich dem Salomons-Archipel angehören, und
man gab daher sowohl dem ganzen Archipel als den einzelnen Inseln
den Namen zurück, welche ihnen Mendana, der ältere Entdecker, ge-
geben hatte.
Die Salomons- Inseln gehören der Urformation an und sind
hohe von Kettengebirgen durchzogene Lander, deren Spitzen eine be-
deutende Höhe erreichen und worunter einige als Vulkane erscheinen.
Überall zeigen sich die Berge von majestätischer Form, und der Lam-
mas auf einer dieser Inseln, Namens Guadalcanar kommt dem
Pik von Teneriffa (B. Ii., 959) an kolossalem Ansehn und an
Höhe gleich. Diese Inseln sind mit der reichsten tropischen Vegeta-
tion geschmückt und haben zahlreiche Einwohner, die zu den insularen
Negritos oder zu der Papuasrasse gehören. Beide Geschlechter gehen
nackt, nur verbirgt auf den meisten Inseln ein Stück-Matte die Mitte
des Leibes. Sie tatowiren sich Gesicht, Arme und Beine, bemalen
sich auch wohl mit Roth und Weiß und färben das Haar roth. In
die durchbohrten Nasenknorpel und Ohrlappen werden Ringe von Mu-
scheln, Knochen, Blatter und Blumen hineingesteckt und dadurch die
Nasenknorpel bis auf die Oberlippe, die Ohrlappen auf die Schultern
herabgezogen. Allgemein ist das Tragen von Arm- und Handgelen-
ken, so wie auch um den Hals Muscheln und weiße Steine
gehängt und dergleichen so groß wie ein Hühnerei an der Stirn
befestigt werden. Ihre Wohnungen sind bloße Hütten, doch in Dör-
fer regelmäßig zusammengestellt. Ihre Waffen bestehen in Speeren,
Keulen, Bogen und Pfeilen, mit Widerhaken versehen. Zum Abhal-
ten der Pfeile dient ein geflochtener Schild. Künstlicher noch als die
Waffen sind ihre Piroguen, aus mehreren Stücken zusammengesetzt
und zum Theil wahre Meisterstücke der Kunst; und man sieht an
denselben die sorgfältigst ausgelegte Arbeit in farbigem Holze und
Perlmutter. In ihren Kriegsfahrzeugen, von welchen eins der größten
56 F. lang und 5^ F. breit war, können 40 Mann sich aufhalten;
vorn und hinten laufen sie in hohe Schnabel aus, um die Mann-
schaft gegen die Pfeile der Feinde zu schützen; sie werden durch Ru-
der mit ungemeiner Geschwindigkeit fortbewegt. Die Fugen der Kah-
ne sind mit schwarzem Mastix ausgefüllt.
Die Vielweiberei ist herrschend. Man verlobt die Mädchen in
frühester Kindheit und schickt sie in das Haus des Schwiegervaters,
wo sie bis zu ihrer Mannbarkeit bleiben. Die Leichen der Reichern
werden auf hohen Gerüsten ausgestellt und darunter eine Grube ge-
macht, welche das ausgelöste Fleisch, das die Raubvögel übrig lassen,
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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Australien.
großer Sorgfalt gepflanzt. Ihre Wohnungen sind äußerst einfach
aus Schilfrohr erbaut, mit Kokosblattern gedeckt, ohngefahr 5 F.
hoch und 10 — 20 F. lang und mit einer Hecke umgeben. Ihre
Waffen sind Keulen von etwa 3 F. Lange, die sie aus Casuarinen-
holz (s. oben) und zwar von verschiedenen Formen verfertigen, Bogen
und Pfeile, eine Art Lanzen oder grob geformte und zugespitzte Stangen
von 8 bis 10 F. ^Lange, die sie gut zu handhaben verstehen und
Schleudern, die sie mit vieler Sorgfalt aus Kokosfasern machen und
mit großer Geschicklichkeit zu gebrauchen wissen. Selten gehen sie
aus, ohne die Schleuder sich um Arm oder Leib zu wickeln und die
dazu geeigneten Steine, in ein Blatt gewickelt, bei sich zu tragen.
Auch gebrauchen sie folgende Mittel, um ihren Feinden Schaden zu
thun. Es wird nämlich ein Loch bis zu der Tiefe von 2 Fuß gegra-
den, auf den Boden werden mehrere Pfeilspitzen senkrecht gestellt,
und Laub, Gesträuch rc. wird dann darüber gelegt, um es dem Auge
zu entzieh»; der vordringende Feind tritt auf die unsichere Bedeckung,
und die Gewalt, womit die nackten Füße auf die scharf zugespitzten
Pfeilspitzen kommen, verursacht gefährliche Wunden. Überhaupt leben
die verschiedenen Stamme, aus denen die Bevölkerung dieser Inseln
besteht, in ewigem Krieg mit einander. Eben so haben die Europäer
plötzliche Überfalle von ihnen nur zu oft erfahren, wenn gleich die
Eingebornen kurze Zeit vorher die freundschaftlichsten Gesinnungen ge-
zeigt hatten; daher Europäer in ihrem Verkehr mit ihnen nicht genug
auf ihrer Hut seyn können; denn wenn sie sich an den Anblick von
Europäern gewöhnt haben, entwickelt sich ihr wilder Charakter von
selbst, in welchem Treulosigkeit vorherrschend ist. ^Auch scheint ein
Theil der Bewohner dieser Inseln, wenigstens von Erromanga
nicht frei zu sprechen zu seyn von dem Vorwürfe der Menschenfresserei,
wie man dies aus der Erzählung eines Vorfalls sieht, welchen Ben-
nett wahrend seines Aufenthalts auf Erromanga erlebte. ,,An einem
Tage, erzählt derselbe, begleiteten die Eingebornen, welche sich an uns
angeschlossen hatten, die Mannschaft und unterstützten sie beim Her-
abtragen des gefällten Sandelholzes, wofür sie mit Geschenken belohnt
wurden, über die sie ein großes Vergnügen bezeigten. Wahrend aber
unsre Mannschaft mit dem Fallen des Sandelholzes beschäftigt war,
warnte der dumpfe Ton der Schneckenmuschel sie vor einem heranna-
henden Angriffe. Kaum hatten sie noch Zeit sich zu sammeln, als
sie von einem großen Hausen der Eingebornen angefallen wurden.
Dieser Stamm war dem, welcher uns begleitete, feindlich und lebte
mit ihm in Fehde. Es kam nun zu einem Kampfe, in welchem
ein Mann der feindlichen Parthei getödtet wurde. Sogleich nahmen
die Übrigen die Flucht, nachdem sie vorher noch einen Hagel von
Speeren und Pfeilen auf uns abgeschossen hatten, die jedoch zum
Glück niemanden verwundeten. Die Geschlagenen eilten, ihre Wei-
der mit zu nehmen, welche einen Vorrath von Speeren und Pfeilen
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Australien.
in Dorfschaften beisammen. Sie haben ordentliche Pflanzungen von
Kokosnüssen, Brodbäumen, Pisangs, Arum, Yams und Zuckerrohr.
Die Franzosen sahen sie auch eßbare Spinnen verzehren und glauben
von ihnen,^ daß sie auch Menschenfleisch nicht verschmähen, wenn sie
es haben können.
Ihre Waffen sind Speere, Keulen und Schleudern. Der Speer
dient zum Werfen, ist 15—20 F. lang und zum Theil zierlich bearbei-
tet. Sie werfen ihn mittelst eines Stricks, welchen sie um die Mitte
des Speers und um den rechten Daumen wickeln und so den Speer
mit großer Genauigkeit eine beträchtliche Strecke weit zu werfen wis-
sen. Die Keule ist von sehr hartem Holze, schön gearbeitet und po-
lirt; sie gebrauchen sie Mann gegen Mann, und haben davon meh-
rere Arten. Mit den Schleudern werfen sie glatte Steine mit der
größten Behendigkeit und verfehlen selten das Ziel. Bogen und
Pfeile sind unbekannt. Kriege sind häufig unter den einzelnen Stäm-
men. Bei ihren Begräbnißplätzen, die aus Anhöhen angelegt sind,
sahen die Reisenden menschliche Figuren in Schnitzwerk angebracht, de-
ren nähere Besichtigung sie nicht zugaben. Auch waren dabei Men-
schenschädel aufgehängt.
N e u s e e l a n d.
Diese Insel, nach Neuguinea die größte Australiens, wurde
1642 von dem berühmten Tas man entdeckt und von ihm Staa-
ten land genannt, welchen Namen später die Holländer in Neusee-
land abänderten, und unter diesem Namen erscheint sie zuerst auf den
Landkarten im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Nach der Ent-
deckung dieses Landes verging aber länger als ein Jahrhundert, ohne
daß dasselbe weiter besucht wurde, bis Cook bei seiner ersten Reise 1769
es erreichte und näher untersuchte. Durch ihn wurde es auch aus-
gemacht, daß Neuseeland aus 2>großen, durch eine Meerenge getrenn-
ten Inseln besteht. Auf seinen spätern Reisen besuchte Cook noch
einige Male Neuseeland und jeder Besuch gab neue Aufklärungen über
diefes Land, das, seitdem Cook den Weg dahin gezeigt hat, von
vielen Europäern besucht und erforscht worden ist, worunter wir vor-
züglich Vancouver (1791), D'entrecasteaux (1793), Nicho-
las (1814 und 1815), welcher Missionäre hierher brachte, Cruize,
der sich 10 Monate daselbst aufhielt, Duperrey und Dumont
d'urville nennen, welche schätzbare Nachrichten über diese Insel mit-
getheilt haben. Vorzüglich ist auch der Missionar Marsden zu
nennen, der in den Annalen der Kunde Neuseelands einen Ehren-
platz behauptet. Sein frommer Eifer hat ihn, ohne die Gefahren
zu fürchten, die ihn auf jedem Schritte bedroheten, durch fast das
ganze Innere der nördlichen Jnfel geführt. Einem andern Missionär
Yate, der 7 Jahre in Neuseeland gelebt hat, verdankt man die
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